Ruine Kronast / Oberösterreich

 

Das Besondere an Kronast ist, das es uns eine sehr gute Vorstellung eines festen Hauses, wie es im Mittelalter für den Adel gebräuchlich war, gewährt. Da die Mauern der Ruine im Innenbereich rötlich erscheinen, außen jedoch naturgrau, dürfte das Haus wohl abgebrannt und dadurch die Rotfärbung verursacht haben. Grabherr vermutet diesen Brand in der Zeit der Hussiteneinfälle (Wikilink) 1425 bis 1436 im Mühlviertel, was zeitlich gut passen würde. Oskar Hille gibt das Jahr 1428 als das Jahr der Zerstörung an.

Der Turm hat auf seiner Südseite zwei Schlitzscharten und auf seiner Westseite im obersten Bereich eine Fenster- bzw Türöffnung. Im Inneren sind die Balkenlöcher der Zwischendecke sehr gut erkennbar, ebenso eine Aussparung im Mauerwerk, in die evt. (wie im Mittelalter üblich) ein kleiner hölzerner Wandkasten verbaut wurde. Da die Ostseite gänzlich fehlt, kann über die keine Aussage gemacht werden. Laut Grabherr befand sich aber genau hier der Zugang zum Turm, was vermutlich auch der Grund ist warum diese Seite gänzlich verschwunden ist. Denn es war üblich, das sich die Bauern von den herabgekommen und teils Jahrhunderte leerstehenden Gemäuern die Fenster- bzw Türstürze holten und sie in ihre eigenen Gebäude verbauten. Beim gewaltsamen entfernen des Türgewandes an der Ostseite von Kronast dürfte es wohl gleich oder später zum Einsturz der gesamten Mauer gekommen sein. Es gibt Quellen, die von einem verdeckten Gang erzählen, der angeblich vom Keller des Turmhauses in den Wald führte, wo ein unterirdisch angelegter Brunnen war. Der Gang diente angeblich auch als Fluchtmöglichkeit.

Die heutige Ruine Kronast (oder auch Kronest, Chrannest) steht auf einem mäßig hohen heute wieder aufgeforsteten Hügel in der Ortschaft Kronast, Kreisgemeinde Zeiß, Marktgemeinde Neumarkt im Mühlviertel, Bezirkshauptmannschaft Freistadt. Von dem turmartigen "festen Haus" stehen heute noch drei Außenmauern, die Ostseite, in der sich der Zugang befand, ist gänzlich verschwunden. Kronast war nie eine Wehranlage im Sinne einer Burg, sondern muß als wehrhafter Wohnturm angesehen werden. Kronast hat eine Grundfläche von 144m² und eine Mauerstärke von einem Meter im ebenerdigen Geschoß, der erste Stock dürfte eine Mauerstärke von rd. 80cm haben.. Die Seitenlängen betragen bei dem kubischen Grundriß 12 Meter, was einer Grundfläche von 144m² entspricht. Da der Turm über ein Stockwerk verfügte, kommt hier eine beachtliche Wohnfläche zustande, was viel über die finanziellen Möglichkeiten des Erbauers aussagt.

 

 

Ruine Kronast / Oberösterreich

 

 

Ein für uns heute glücklicher Umstand läßt uns das Erbauungsjahr dieses Turms ziemlich exakt bestimmen. Um das Jahr 1330 nämlich, erbaute sich hier der Landrichter des Machlandes zu Freistadt, Friedrich Schrautolf, dieses feste Haus. Originalzitat Norbert Grabherr über Kronast/Kronest: "Die Ruine eines Festen Hauses, des Turmes zu Kronest, in der Ortschaft Kronest, Kreisgemeinde Zeiß, auf einem mäßig hohen Hügel gelegen. 1334 IV. 24. gibt Fridreich der Schrautolf, Landrichter zu der Freinstat (Anm.: = Freistadt), dem Kloster St. Florian einen Revers über "das gesäzze, mein haws, daz da haizzet, dacz dem Chrannest"; 1377 IX. 29. Hanns der Losperger und sein guet, dacz da haizzet dacz dem Chrannest. Quellen: oöUB VI/119 und X/329."

Da er sein festes Haus aber unrechtmäßig und ohne Zustimmung auf den Gründen des Stiftes St. Florian erbaute, mußte er sich am 24. April 1334 mit dem Stift vergleichen und fortan verpflichten, jährlich zehn Pfennige als Dienst (Steuer) an das Stift zu zahlen und außerdem als Entschädigung diesem ein Bauerngut zu übergeben. Dieser Vergleich wurde natürlich urkundlich festgehalten und daraus ist uns auch der Name dieses Turmhauses bekannt: "datz dem Chronest".

Die nächste urkundliche Nennung folgte 1377, als Hans der Lasberger "Chranest" kaufte und sich St. Florian gegenüber verpflichtete, den auf dem Haus lastenden jährlichen Dienst weiterhin zu bezahlen. 1378 folgte dann die letzte Erwähnung des Turmhauses im Florianer Einkünfteverzeichnis wegen der 10 Pfennige vom "turris Schautolfi" (Turm des Schrautolfs). Dann zogen die Hussiten über unser Land und plünderten und verheerten ganze Landstriche. Vermutlich brannte in dieser Zeit das Turmhaus ab, ob in Folge einer Verwüstung durch die Hussiten selbst oder ein anderes Unglück geschah, geht aus den Quellen nicht hervor. Hille schreibt, das Caspar von Alharting 1455 Kronast besaß und dieses 1508 landesfürstliches Lehen wurde. Veit von Zelking verkaufte 1527 eine Hälfte der "Burg" dem Piberhof und im selben Jahr an die Gräfin Thürheim vom Schloß Weinberg.

Die letzte Erwähnung in den Urkunden stammt aus dem Jahre 1602, als Kronest als "ödes Stöckl" bezeichnet wurde, während die Grafen Thürheim zu Weinberg, zu deren Gutsbestand Kronest mittlerweile gehörter, dieses als "Bibrachstein" bezeichneten, benannt nach ihrer Stammburg Bibrachstein in Schwaben. Diese Bezeichnung konnte sich jedoch all die Jahre nicht halten.

Dazu schreibt Norbert Grabherr: "Der Sitz zu Piberhofen ist, wie aus den urkundlichen und urbariellen Quellen hervorgeht, ident mit dem Turm zu Kronest, dessen Bauhof der Bauernhof Piverhofer war, Ortschaft Kronest, Kreisgemeinde Zeiß (Anm.: der Bauernhof Piberhofer heißt heute noch so und steht direkt vor dem Turm in Kronast). 1455 VIII. 12. Caspar Alhartinger hat zu Lehen das halbe Ansess zu Pyberhofen mitsampt dem halben pawhof; 1485 Achaz Frodnacher hat nach tod vnd abgang weilend Casparn Alhartinger, von gnaden zu Lehen den Piberhof halbe. Quelle: NBI. IV, Seite 6; oöLA, NE (Xerox), Hs 275c und Hs 275d bzw 275b." Burgenkunde möchte an dieser Stelle jedoch anmerken, das es unweit von Weinberg einen Bauernhof gibt, der heute noch Pieberhof genannt wird. Dieser liegt ca. 5 km westlich von Kefermarkt, in der blaugrünen Wander-, Rad- und Freizeitkarte von Freytag & Berndt WK 261 (1:50000) ist er auf Q12 zu finden. Es bleibt abzuklären, ob sich Grabherr geirrt hat und den Bauernhof nahe der Ruine Kronast irrtümlich als den Piberhof gehalten hat. Burgenkunde wird der Sache nachgehen und ggf. berichten.

Quellen: Norbert Grabherr: Historisch-topographisches Handbuch der Wehranlagen und Herrensitze in Oberösterreich 1975 Seite 28, Burgen und Schlösser in Oberösterreich 1976 Seite 53; Oskar Hille: Burgen und Schlösser von Oberösterreich 1992

 

Hier die Bilder aus dem Jahr 2007

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Hier die Bilder aus dem Jahr 2001

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Lage: Kronast liegt etwa 2 Kilometer von Neumarkt in der Ortschaft Schwandtendorf, Ortsteil Kronast. In der blaugrünen Wander-, Rad- und Freizeitkarte von Freytag & Berndt WK 261 (1:50000) ist die Ruine Kronast auf P11 zu finden.

Ortschaft: Schwandtendorf, Ortsteil Kronast
Kreisgemeinde: Zeiß
Marktgemeinde: Neumarkt im Mühlviertel
Bezirk: Freistadt
Bundesland: Oberösterreich

Öffnungszeiten: Die Ruine ist jederzeit frei zugänglich.

Anfahrt: Von Linz auf der A-7 bis zur Abzweigung links nach Freistadt. Weiter auf der B-310, bei Neumarkt vorbei, und ca. 1km nach Neumarkt kann man links abbiegen nach Stadler/Lest. Hier weiter Richtung Lest und nach ca 1km links abbiegen nach Kronast.

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